🥦 Brokkoli

Es hüpft ein BiBaBubatzmann im Bundesrat herum.
Er windet und er schüttelt sich, der Maggus,
doch das nützt ihm nichts.
An Ostern kommt der Bubatzmann
und macht sein Säcklein auf.

nvb 22.03.2024


🌶️ Abschöpfungssteuer

Die Besteuerung von Vermögen ist in Deutschland verfassungsrechtlich und sozial ein schwieriges Thema, zugleich aber könnte sie viel dringend benötigtes Geld in die Staatskasse bringen. Entsprechend zirkulieren Begriffe von Milliardärssteuer bis Neidsteuer, je nach politischer - und finanzieller - Verortung der Kommentargeber(innen). Tatsächlich kann eine Vermögenssteuer auch bei erheblichen Vermögenswerten ungerecht und schädlich sein, wenn wirtschaftlich aktives, gewinnbesteuertes (Betriebs-)Vermögen zusätzlich besteuert wird.

Weniger Dissens herrscht bei der Problematik, dass internationale Konzerne - oder ebenso internationale Superreiche - in Deutschland und Europa gigantische Wertschöpfung betreiben, sei es finanziell oder in Form von Sicherheit und Lebensqualität, aus dieser Wertschöpfung aber nur wenig an die Gemeinschaft zurückgeben, die ihnen das erst ermöglicht. Wer hier Autofabriken und Handelszentralen aufbaut oder in Luxusvillen vom Staat geschützt seinen Reichtum genießt, sollte auch hier Steuern zahlen müssen. Leider ist das leicht zu umgehen und nur schwer zu korrigieren.

Eine verrechenbare Vermögenssteuer könnte vielleicht elegant helfen:

Wer auch immer - natürliche Person oder Konzern - in Deutschland oder anderen europäischen Ländern Vermögenswerte hat, muss auf diese inländischen Vermögen auch inländisch Steuern entrichten. Verrechenbar mit anderen Steuerarten, die im jeweiligen Land gezahlt werden. Gemeinnützige Investitionen (Spenden, Stiftungen) könnten ebenfalls abzugsfähig sein und so den Vermögenden Gestaltungsraum für ihre Eigentumsverpflichtung bieten.

Entscheidend ist, dass Wertschöpfung nur bei entsprechender finanzieller Beteiligung am Gemeinwesen möglich ist. Sonst ist es Wertabschöpfung.

nvb 12.2023


🌶️ Tempolimit

Umfragen legen nahe, dass zumindest eine leichte Mehrheit, mich eingeschlossen, ein generelles Tempolimit von 130 befürworten würde. Die Realität auf den Autobahnen zeigt, dass es eher mehr als 50% sind, die damit leben können und selten schneller fahren. Es gibt aber auch strikte Gegner, sei es aus persönlichen oder wirtschaftlichen Interessen. Die Frage der Sinnhaftigkeit reduzierter Maximalgeschwindigkeit ist in der Realität wohl auch weit weniger umstritten und kontrovers, als es die öffentliche Berichterstattung und Foren vermitteln. Aber es gibt nun mal auch massiven Widerstand und der unbedingte Wille zur Durchsetzung auf beiden Seiten führt zu nichts als Blockade.

Ein Vorschlag zur Befriedung:

  1. Wer - und gerne mit staatlicher Förderung - sein Auto elektronisch auf 130 drosselt und dies per Aufkleber kundtut, wird von der KFZ-Steuer befreit, die aufkommensneutral auf die ungedrosselten KFZ umgeschichtet wird. Versicherungen werden wohl ganz automatisch nachziehen.

  2. Unnötiges Linksfahren bleibt verboten, aber niemand darf genötigt werden, schneller als 130 zu fahren, d.h. wer mit 130 LKW-Kolonnen überholt, muss nicht bremsen, um einscheren zu können und schnellere Fahrer überholen zu lassen.

Damit können die Schnellfahrer - gegen Aufpreis und wenn die Autobahn wirklich frei ist - schnell fahren, und die umweltorientierten, aber vielleicht unentschiedenen, erhalten einen zusätzlichen Anreiz. Das führt dann zwar nicht zu 100% Tempolimit, was ein Gesetz allerdings auch nicht erreichen würde, aber vielleicht zu mehr gegenseitiger Toleranz und 90% Tempolimit.

nvb 11.2023


🌶️ Impressumverbot?

Nein, das gibt es natürlich nicht und ginge auch zu weit - wie die Impressumpflicht.

Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Und ein gefährliches Gut. Sie muss geschützt werden, vor Zensur wie vor Missbrauch. Daher gibt es die Impressumpflicht für Publikationen, egal ob gedruckt, gesendet oder im Web. Wer Meinung äussert, muss sich auch zu erkennen geben. Daran ist - in einem Rechtsstaat, der Meinungsfreiheit grundsätzlich garantiert - nichts zu kritisieren. Im Gegenteil.

In der Praxis aber führt die heutige Rechtslage zu einem Ungleichgewicht, das faktische Zensur bedeutet. Nicht durch den Staat, sondern durch die Gegner der Meinungsfreiheit.


Wie das?

Jede nicht rein private Website muss im Impressum eine verantwortliche Person und deren umfassende Kontaktdaten nennen. Dabei sind Webseiten schon dann nicht privat, wenn sie zwar keinerlei geschäftliche Zwecke verfolgen, aber anderen als rein privaten Zielen dienen können.

Während große Online-Medien der Impressumpflicht technisch, rechtlich und logistisch gewachsen sind, ist das für Betreiber kleiner Webseiten anders. Die Kontaktdaten im Impressum sind notgedrungen die Privatanschrift, private Telefonnummer und eine tatsächlich gelesene Email-Adresse. Während letztere nur ein Einfallstor für Spam darstellt, bedeutet die Veröffentlichung der Privatadresse, dass Meinungsäusserungen zu kontroversen Themen zu einem erheblichen und nicht kalkulierbaren persönlichen Risiko werden können.

Selbstzensur ist die kaum vermeidbare Konsequenz.


Was tun?

Für .de Domains werden die Kontaktdaten schon lange nicht mehr öffentlich bekannt gegeben. Sie sind aber in berechtigten Fällen, z.B. bei Verdacht auf Straftaten verfügbar. Entsprechend könnte für .de Domains - in Verbindung mit Validierung der Inhaberidentität z.B. via Postident - die Impressumpflicht entfallen, sofern sich Domaininhaber als inhaltlich Verantwortliche benennen.

Der ursprüngliche Schutzzweck der Impressumpflicht, die Verbreitung rechtswidriger Inhalte im Schutz der Anonymität zu verhindern, wäre damit zumindest für .de-Domains nicht nur formal, sondern aufgrund der Inhabervalidierung auch tatsächlich erfüllt, und gleichzeitig die legitime Meinungsäußerung vor Übergriffen deutlich besser geschützt.

nvb 10.2023


🌶️ Mythos Röhrenwatt

Röhrenverstärker sind lauter als klassische Transistorverstärker. So hiess und heisst es immer wieder. Und ein hundert Watt Marshall kann wirklich unfassbar laut sein. 100 W Transistorverstärker kommen da meist nicht annähernd hin. Andererseits sollten hundert Watt hundert Watt sein, egal aus welchem Verstärkerelement sie kommen. Alles andere würde die Gesetze der Physik auf den Kopf stellen.


Und so ist es auch.

Ein sinusförmiges Signal (oder auch jedes andere, das in beiden Fällen identisch ist) am Verstärkerausgang mit einer Spannung von 32V wird an einem Lautsprecher mit 8 Ohm zu einen Strom von 4 Ampere führen und damit eine Leistung von 128W abgeben. Signal, Ton und Lautstärke werden exakt gleich sein, ganz egal ob es sich um den Ausgang eines Transistor- oder Röhrenverstärkers handelt.

Im praktischen Vergleich Transistor vs Röhre ist aber nicht das Ausgangssignal gleich, sondern das Eingangssignal, das z.B. von der Stromgitarre kommt. In keinem Fall ist die Ausgangssignalform (und damit der Klang) exakt identisch mit dem Eingangssignal, sondern neben der verstärkten Spannung und höheren maximalen Stromstärke sind Signalform und Klang auch immer mehr oder weniger verbogen. Womit wir bei den Äpfeln und Birnen wären.

Klassische Transistorverstärker, solange sie nicht hörbar verzerren, verändern das Signal nur geringfügig, teilweise kaum messbar. Röhrenverstärker beeinflussen es sehr viel stärker, selbst High-End Audioröhrenverstärker. Sonst könnte es ja nicht besser, klarer, transparenter, raumfüllender etc. klingen. Manche Transistorverstärkertypen tun das ebenfalls. Diese Signalveränderungen sind der Hauptgrund, warum Röhrenverstärker und spezielle Transistorverstärker tatsächlich lauter sind als klassische Transistorverstärker: Weil sie aus Äpfeln Birnen machen.


Und dann war noch der Clou des 'Father of Loud'

Jim Marshall's erste Verstärker waren eigentlich elektrisch angepasste Nachbauten des Fender Bassmann, der mit vier 6L6 Röhren nominal 100W lieferte. Der Marshall hingegen wurde mit EL34 Röhren bestückt, womit er auf etwa 120W kommt, was Jim Marshall, vielleicht ja aus Unwissen, nicht sagte, und ihn ebenfalls mit 100W anpries. Mit magischen britischen 100W, und die sind eben lauter als amerikanische ...

nvb 10.2023


🌶️ Astrologie und Aberglaube

Herbstkatzen sind zierlicher als Maikatzen. So lehrt die Erfahrung und irgendwie logisch ist es auch. Zumindest in freier Natur bekommen sie einfach weniger Futter.

Mit der Erkenntnis der Jahrszeiten und dieser Erfahrung kann man tatsächlich etwas über die Zukunft aussagen: über die Statur noch nicht geborener Katzen. Auch gibt es einen klaren Zusammenhang zum kalendarischen Stand unseres Zentralgestirns. 'Weiss ich wo die Sonne steht, weiss ich wie die Katzen werden'.


Astrologie ist Kalenderwissen

So magisch sind diese Erkenntnisse gar nicht. Die fixen Zeichen an Himmel und Erde werden beobachtet und mit wiederkehrenden, signifikannten Erfahrungen zusammengebracht. Die Entwicklung des Kalenders. Und mit dem deutlichen Fokus auf Vorhersage. Prognosewissenschaft, nicht anders als heute: Beobachten und nach Dimension und Zeit sortieren um kommende Ereignisse vorhersehbarer zu machen.


Sterne sind der Kalender

Die zyklischen Bewegungen der Sterne, besonders von Sonne und Mond oder Mond und Sonne bestimmen Jahreszeiten und ermöglichen, sie zu erkennen. Kalendarische Teilungen sind an astronomischen Ereignissen orientiert. Tag ist, wenn die Sonne da ist. Sommer, wenn die Tage länger werden, als die Nächte. Ganz einfach.


Aberglaube ...

Die Astrologie wird von manchen intensiv betrieben, von anderen kritisch beäugt und nicht selten belächelt bis gehasst. Es gibt ja auch teilweise sehr seltsame Blüten. Was gerne übersehen wird, methodisch ist die Astrologie gar nicht schlecht aufgestellt. Die geozentrische Notation ist für den Zweck, Darstellung der Planetenpositionen relativ zur Erde, durchaus geeignet. Die Sonne als Planeten zu bezeichnen ist Unsinn, aber kontextbezogen auch nicht verfälschend.

Einen Zusammenhang zwischen astronomischen Konstellationen, resultierenden Ereignissen wie Jahreszeiten, Tag und Nacht oder Ebbe und Flut, auch Sonnenstürmen und dem Verhalten und der Entwicklung der Erdenbewohner und anderer Prozesse wird man nicht ernsthaft in Frage stellen können. Gezeiten gibt es, Tag und Nacht auch, und natürlich wirken sie sich - in Grenzen erkennbar - auf alles aus, nicht nur Menschen. Es wäre auch wenig überraschend, wenn der Geburtszeitpunkt, verbunden mit dem Geburtsort, eine gewisse Aussagekraft hat über die typische Erfahrungsabfolge eines Neugeborenen. Es ist halt anders, wenn man im Sommer geboren wird und dann wird es kälter und dunkler, als wenn man im Winter geboren wird, und es wird zunehmend besser - bis es wieder schlechter wird.


... und Allmachtsanspruch

Der Aberglaube beginnt beim Anspuch der unbegrenzten Erkennbarkeit. Der Zusammenhang zwischen astronomischer Konstellation und irdischen Ereignissen ist offenkundig. Das kann man getrost glauben. Aberglaube wird daraus, wenn es zum Glauben an die Allmacht der Erkenntnis (oder jede andere Unbegrenztheit) wird. Wie weit die Einwirkungen der Gestirnskonstellationen gehen, können wir nicht wissen. Aber wir können mit Behutsamkeit und Bescheidenheit die Erfahrungen betrachten. Dann ist die Kunde von den Sternen und ihren Auswirkungen einfach eine sehr alte und ernsthafte Wissenschaft. Umgekehrt kann das Gesagte auf jede Wissenschaft angewendet werden. Verleiht sie vermeintliche Allmacht, ist sie Aberglaube.

nvb 1999, 9.2023